Hast du schon einmal von dem Raum gehört, der sich zwischen Reiz und Reaktion befindet?
Viele Menschen sind sich dessen gar nicht bewusst – und doch beeinflusst er täglich unser Leben.
Ein Raum, der darüber entscheidet, ob wir automatisch handeln oder bewusst wählen, wie wir reagieren möchten. Aber was genau ist damit eigentlich gemeint?
Was bedeutet „Reiz“ überhaupt?
Ein Reiz ist etwas, das wir im Außen wahrnehmen. Das kann ein Blick sein, ein bestimmter Tonfall, eine Berührung, ein Geräusch, ein Geruch oder eine Situation. Vielleicht ist es auch das Verhalten eines anderen Menschen – etwa ein genervter Kommentar oder eine unerwartete Mimik. All das sind Reize, die uns im Alltag begegnen.
Unsere Reaktion darauf ist unsere Antwort: unser Verhalten, unsere Körperhaltung, Mimik, Sprache – oder auch unser inneres Erleben wie Gedanken oder Gefühle. Wir nicken, jubeln, ziehen uns zurück, machen uns Sorgen oder werden wütend.
Aber zwischen dem, was geschieht – und dem, wie wir darauf reagieren – liegt etwas sehr Entscheidendes: ein Raum.
Der Raum zwischen Reiz und Reaktion
In diesem Raum geschieht etwas sehr Individuelles: unsere Interpretation. Sie basiert auf all dem, was wir jemals erlebt, gefühlt, geglaubt und gelernt haben. Und sie entscheidet darüber, wie wir einen Reiz bewerten – und was wir daraus machen.
Der Psychologe Viktor Frankl sagte einmal:
„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
Frankl, der selbst unter unmenschlichen Bedingungen im Konzentrationslager überlebte, blieb mental gesund – vielleicht, weil er genau diesen Raum aktiv nutzte. Tag für Tag.
Seine Botschaft ist klar: Nicht der Reiz selbst löst unsere Reaktion aus, sondern unsere Bewertung – unsere ganz persönliche Interpretation.
Privates Beispiel: Zwei Menschen, ein Regen – zwei völlig verschiedene Reaktionen
Stell dir vor, es regnet.
• Person A liebt den Regen. Sie erinnert sich an glückliche Kindheitstage auf dem Land bei der Tante, an den Geruch von nassem Gras, das Prasseln auf dem Dach – es fühlt sich für sie nach Geborgenheit und Freiheit an.
• Person B hingegen verknüpft Regen mit einem traumatischen Erlebnis – vielleicht eine Überschwemmung, Angst, Hilflosigkeit. Für sie bedeutet Regen Gefahr, Kontrollverlust, Stress.
Beide erleben denselben Reiz: Regen.
Doch ihre Reaktion ist komplett unterschiedlich. Während die eine Person lächelt, bekommt die andere vielleicht Herzrasen oder Panik. Was dazwischen liegt, ist der Raum – und die jeweilige Interpretation, gespeist aus ihren Erfahrungen.
Berufliches Beispiel: Konflikt im Büro
Stell dir eine Führungskraft vor, die in einer Besprechung kritisch nachfragt. Der Mitarbeiter reagiert verunsichert, vielleicht sogar ärgerlich. Warum? Weil er Kritik mit persönlichem Versagen verknüpft – vielleicht durch frühere Erfahrungen oder überzogene Erwartungshaltungen in der Kindheit.
Ein anderer Kollege hingegen empfindet dieselbe Nachfrage als konstruktiv – weil er gelernt hat, Kritik als Chance zu sehen. Auch hier: gleicher Reiz – unterschiedliche Reaktionen, bedingt durch die individuellen Bewertungen im inneren Raum.
Warum dieser Raum manchmal kaum spürbar ist
Unser Nervensystem reagiert oft blitzschnell. Insbesondere dann, wenn vergangene Erfahrungen tief im autonomen Nervensystem verankert sind. So passiert es, dass wir impulsiv, emotional oder sogar irrational reagieren – obwohl wir es eigentlich besser wissen. Wir kennen das als „kurze Zündschnur“.
Sicherlich hast du schon mal jemanden erlebt, der bei der kleinsten Kleinigkeit „hochgeht“. Vielleicht erkennst du dich auch selbst darin wieder? In diesen Momenten ist der Raum zwischen Reiz und Reaktion zwar da, aber kaum wahrnehmbar – denn unser Stammhirn und unsere Amygdala übernehmen das Steuer.
Und jetzt?
Wenn du merkst, dass du in bestimmten Situationen immer wieder gleich reagierst – und dich das stört – dann hast du bereits einen ersten Schritt gemacht: Du hast den Raum wahrgenommen.
Der Schlüssel liegt darin, sich diesem Raum bewusst zuzuwenden. Es geht nicht darum, sofort alles zu verändern oder perfekt zu reagieren. Es geht darum, innezuhalten, zu beobachten – und neu zu üben.
Jeder Reiz, jede Reaktion ist ein Übungsfeld.
Und jeder bewusste Moment in diesem Raum ist ein Schritt in Richtung Freiheit.
Wie kann ich dich begleiten?
In meiner psychologischen Beratung unterstütze ich dich dabei, deine inneren Muster zu erkennen. Wir erforschen gemeinsam deine Reiz-Reaktions-Dynamik: Woher kommt sie? Was beeinflusst deine Interpretation? Und wie kannst du diesen Raum weiten?
Ich biete dir einen geschützten Rahmen, um:
- deine emotionalen Auslöser besser zu verstehen
- alte Verhaltensmuster zu hinterfragen
- neue, gesunde Reaktionen zu erproben
- mehr Achtsamkeit im Alltag zu entwickeln
Denn: Veränderung beginnt mit Bewusstsein. Und dieses Bewusstsein beginnt in dem Raum zwischen Reiz und Reaktion.
Wenn du diesen Raum betreten willst, dann begleite ich dich gerne dabei.
Schritt für Schritt. In deinem Tempo.
Denn in deiner Reaktion liegt deine Freiheit.